Historisches

Klostergarten der ehemaligen Benediktinerabtei Seligenstadt (Foto H. Mänicke, Juli 1991)

Klostergarten der ehemaligen Benediktinerabtei Seligenstadt (Foto H. Mänicke, Juli 1991)

Der Anbau von züchterisch unveränderten Wildpflanzen hat in Mitteleuropa bereits eine lange Tradition, wie sie beispielsweise aus den Anlagen der Klostergärten dokumentiert ist. Allerdings lag die Blickrichtung früher auf der Gewinnung von Heil- und Gewürzpflanzen und nicht auf dem Erhalt der heimischen Flora. Unter den angebauten Arten fanden sich zahlreiche Wildpflanzen, z.B. Wiesenknöterich (Bistorta officinalis) und Färberginster (Genista tinctoria). 1893 waren in Deutschland 618 ha offiziell als Arznei- und Gewürzpflanzenanbaufläche gemeldet (Bomme 1984). Bereits vor dem zweiten Weltkrieg gab es einige größere Firmen, die Heilpflanzen für einen wachsenden pharmazeutischen Markt produzierten, z.B. „Müller Göppingen“, „Dr. Madaus & Co“. Einer der größten Saatgutproduzenten heimischer Pflanzen war noch bis in die 1970er Jahre die Fa. Blauetikett Bornträger. Allerdings steckte auch in dieser Zeit die Vermarktung von Wildpflanzen zur Begrünung noch in den Kinderschuhen.

Erst zu Beginn der 1980ger Jahre stieg neben den pharmazeutischen Verwendungen auch die Nachfrage an Saatgut für Einsaaten in der freien Landschaft durch eine verbesserte Naturschutzgesetzgebung, so dass spezialisierte Wildpflanzen-Saatgutbetriebe entstanden, z.B. die Fa. Appel (heute Appels Wilde Samen).

Zur Zeit produzieren schätzungsweise 100 landwirtschaftliche Betriebe im Haupt- und Nebenerwerb Saatgut- und Pflanzgut von krautigen Wildpflanzen in Deutschland, nur ein Teil davon mit eigener Vermarktung; eine weitere Zahl von Gehölzvermehrern ist hier hinzuzurechnen.