Native Seed Conference at Kew Gardens

Im September 2017 fand am Royal Botanical Garden, Kew, eine Tagung zum Thema Wildpflanzensaatgut statt, an der wir uns mit einem Vortrag beteiligen durften.

Diese Konferenz war der offizielle Abschluss des mit EU-Mitteln geförderten internationalen NASSTEC-Projektes, das sich mit dem Thema Wildpflanzensaatgut wissenschaftlich befasste.

Schwerpunkt der Vorträge auf der Konferenz waren die Themen Saatgutqualität und Saatgutökologie, Auswahl und Verfügbarkeit von Arten für die Renaturierung, sowie die Rahmenbedingungen für die Erzeugung von Wildpflanzensaatgut in verschiedenen Ländern.

Teilnehmer der Konferenz im Botanischen Garten Kew

 Interessante Vorträge und wertvoller Austausch

Diese internationale Tagung bot die Gelegenheit, Wissen über alle Aspekte der Saatgutbiologie autochthoner Wildpflanzen zum Nutzen von Wissenschaft und Praxis in Europa und darüber hinaus auszutauschen.

Einigen im Rahmen von NASSTEC geförderten Doktoranden gab sie die Möglichkeit, ihre Forschungsarbeiten zu präsentieren. Ergänzt wurde der wissenschaftliche Austausch durch zahlreiche Poster-Präsentationen.

Ann Kareen Mainz während des Vortags zur Situation der Wildpflanzensaatguterzeugung in Deutschland

Neben den Wissenschaftlern nahmen 24 Saatguterzeuger aus den folgenden Ländern teil: Norwegen, Niederlande, Italien, England, Dänemark, USA, Spanien, Schottland, Tschechien, Schweden, Deutschland, Frankreich, Australien und Österreich.

Viele der anwesenden Saatproduzenten sind Pioniere, die die Saatgutproduktion in ihrem Land in den letzten Jahrzehnten vorangebracht haben. Bei fast allen anwesenden Erzeugern handelt es sich um eher kleine, spezialisierte Privatunternehmen oder Non-Profit-Organisationen, die aus Naturschutzprojekten hervorgegangen sind. Alle Anwesenden waren froh über die Möglichkeit, sich mit so vielen Kollegen austauschen zu können. Auch wenn in jeder Region mit einer anderen Auswahl heimischer Arten gearbeitet wird, gleichen sich doch die Herausforderungen sehr.

Gründung eines Europäischen Verbandes von Wildpflanzensaatguterzeugern

Das NASSTEC-Projekt und insbesondere auch die Abschlusskonferenz brachten Menschen und Ideen zusammen. Folgerichtig kam es am Rande der Tagung zu dem allgemein begrüßten Beschluss der anwesenden Erzeuger von Wildpflanzensaatgut, in Kontakt zu bleiben und auf die Gründung einer europäischen Vereinigung von Wildpflanzenproduzenten hinzuarbeiten.

Qualitätsstandards und Regulierung des Marktes für Wildpflanzensaatgut

Viele Diskussionen auf der Konferenz befassten sich mit der Frage, wie ein einheitlicher Qualitätsstandard für Wildpflanzensaatgut aussehen könnte, wo doch die Eigenschaften von Wildpflanzen insbesondere in Bezug auf das Keimverhalten sehr komplex sind.

Außerdem wurde festgestellt, dass der Markt für heimisches Wildpflanzensaatgut in weiten Teilen Europas nicht ausreichend geregelt bzw. weitgehend unreguliert ist, was einen umfangreichen grauen Markt begünstigt.

Alle waren sich einig darin, dass die europäische Saatgutregulierungspolitik für heimisches Saatgut entweder zu restriktiv ist, so etwa in Deutschland, in anderen Ländern jedoch gar nicht umgesetzt wird.

Dies trotz einer europäischen Richtlinie, die besagt, dass die Vermarktung von einheimischem Wildsamen und alten Kulturformen erlaubt und gefördert werden sollte. Die Umsetzung dieser Richtlinie durch europäische und nationale Saatgutverordnungen wird nicht nur in Deutschland durch die Interessen von Pflanzenzüchtungsunternehmen blockiert, die ihr Monopol auf dem Saatgutmarkt behalten wollen.

Dies sichert ihnen nicht nur Lizenzgebühren für registrierte Sorten, sondern verbietet oder beschränkt den Verkauf von Wildpflanzensaatgut und nicht registrierten alten Sorten.

Unser gemeinsames genetisches Erbe

Millennium Seedbank, Wakehurst UK

Gerne möchte ich hier das Statement unserer Britischen Kollegen von Emorsgate Seeds wiedergeben:

„Die genetischen Ressourcen von einheimischen Wildpflanzen und deren Saatgut müssen immer „Open Source“ bleiben und von allen geteilt und genutzt werden dürfen!

Produktion und Vermarktung von Wildpflanzensaatgut müssen in Bezug auf ihren wilden genetischen Ursprung völlig frei von geistigen Eigentumsrechten bleiben.

Daher sollten alle Vorschriften oder Normen für wildwachsendes Saatgut streng von den Vorschriften für landwirtschaftliches Zuchtsaatgut getrennt werden.“

Dem können wir uns nur anschließen!

 

 

Letztes Update 06.11.2017